Identitätsstörung

Früher wurde die Dissoziative Identitätsstörung (DIS) Multiple Persönlichkeitsstörung (MPS) genannt und ist auch noch unter diesem alten Namen bekannt. Man hat sich entschieden, diese schwere psychische Störung umzubenennen, da es sich um gespaltene Identitäten und keine getrennten Persönlichkeiten handelt.

Im typischen Fall hat ein DIS-Betroffener 8-13 verschiedene Identitäten. Diese haben alle eigene Denkmuster, Charaktereigenschaften, Kommunikationsmuster, eine eigene Handschrift und auch eigene physische Besonderheiten, wie zum Beispiel, dass die eine Identität, oder auch Ich-Anteil, eine Brille braucht, obwohl man eigentlich nicht fehlsichtig ist. Betroffenen fällt es schwer zu erklären, wer sie sind, und sie sprechen über sich selber oft als „wir“. Außerdem können sie nicht kontrollieren, welches Alter Ego für wie lange zum Vorschein kommt.

Die Wahrnehmung

Während die Identität eine andere ist, nehmen die Betroffenen ihre Umgebung nicht richtig wahr. Man spricht auch davon, dass sie dissoziieren, was soviel heißt, wie, dass sie das Geschehen um sie herum quasi nicht wahrnehmen. Das ist eine Art Verteidigungsmechanismus.

Sie haben manchmal das Gefühl, als würden sie wegtreiben und sich, wie beim Fernsehngucken, von außen beobachten. Sie spüren kaum bis gar keine Gefühle in diesem Zustand und auch nicht mehr ihren Körper. Für Betroffene kann die Umgebung unrealistisch und verschwommen wirken und Objekte können ihr Aussehen verändern. Des Weiteren kann es zu sehr großen Erinnerungslücken kommen und manche Betroffene können auch keine persönlichen Informationen mehr abrufen. Sie erinnern sich nicht an ihr „früheres“ Leben, also nicht an Menschen, Orte und Ereignisse. In dieser Trance erleben sie aber immer wieder prägende Situationen. Außerdem können sie in Abwesenheit, ohne irgendwelche Erinnerungen, an einen anderen Ort kommen.

Ursachen

Man geht davon aus, dass die Störung durch ein traumatisches Ereignis in der Kindheit entsteht, um mit dem Geschehen zurechtzukommen. Später greifen Betroffene in Stresssituationen auf dieses Verhalten zurück.

Identitätswechsel

Wie bereits erwähnt, haben die jeweiligen Ich-Anteile eigene Charakterzüge und weitere „Erkennungsmerkmale“, aber auch eine eigene Wahrnehmung und Persönlichkeit, die das Verhalten bestimmen. Aber diese verschiedenen Alter Egos unterhalten sich untereinander, also als verschiedene Identitäten, miteinander und kritisieren sich manchmal auch. Der Tausch vom einen zum anderen erfolgt abrupt und ohne jegliche Kontrolle.

Die verschiedenen Identitäten

Die verschiedenen Identitäten unterscheiden sich unter anderem durch den Namen, Alter, Geschlecht, Beruf oder Hobby und das Aussehen, wie durch Haare färben, Kontaktlinsen oder einer Brille. Aber es kann auch sein, dass der ich-Anteil, welcher die Führung übernommen hat, das jüngere Selbst ist, sich wie ein Kind benimmt, spricht oder vielleicht nicht sprechen kann. Es kann aber auch sein, dass ein Alter Ego eine zur zentralen Person komplett entgegengesetzte Meinung hat.

Diagnose

Um DIS zu diagnostizieren, ist eine sehr umfangreichende Befragung zu den Symptomen notwendig. Oft  ist das nicht erklärbare Verhalten für Betroffene sehr verwirrend. Es wirkt sich negativ auf Arbeit oder Schule, Sozialleben und intime Beziehungen aus. Nicht selten tritt DIS zusammen mit Angst, Depression, Panikattacken, Suizidgedanken und Stimmenhören auf.

Behandlung

Es gibt drei verschiedene Behandlungsmethoden:

In der Psychotherapie, die der kognitiven Verhalternstherapie ähnelt, wird versucht, das Trauma neu zu bewerten. Außerdem werden die verschiedenen Identitäten zusammengeführt. Diese Therapiemöglichkeit ist sehr langfristig.

Bei der dialektisch-behavioralen Therapie werden Selbstverletzung und suizidales Verhalten behandelt.

Letzendlich gibt es noch Medikamente gegen Angst sowie Antidepressiva, damit Betroffene mit Erkrankungen umgehen können, die häufig mit DIS in Verbindung stehen.

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