Sprachen sprechen lernen in der Schule
Viele kennen es vielleicht. Im Alltag wird auf einmal Englisch gefordert.
Du bist überzeugt:“ Ich habe eine gute Note in diesem Fach.“
Überraschenderweise hört sich alles falsch oder nicht komplett richtig an. Oder zumindest musst du länger über einzelne Bedeutungen nachdenken. Dir fallen die einfachsten Worte nicht ein und der andere wundert sich über deine gute Note in Englisch.
Vokabeln auswendig lernen, Grammatik vertiefen. Und dann in Arbeiten versuchen, alles wiederzugeben. Dies ist das typische Sprachenlernen in der Schule. Aber ob das bei allen so effektiv ist, ist fragwürdig.
Warum können wir die Sprache nicht richtig sprechen?
Vokabeln auswendig lernen ist vielleicht einfach, aber die meisten behält man sowieso nicht ihm Kopf, weil sie zu wenig vorkommen und dann nur für einen Test gelernt werden. Das Sprachverständnis nimmt nicht allzu viel zu, denn das Aussprechen ist oft nachrangig. Auch haben Wörter nicht immer eine direkte Übersetzung in eine andere Sprache. (Oft ist das so in nicht romanischen Sprachen.) Oder sie haben mehrere Verwendungen. Und alle lernt man in der Schule nicht.
Wie kann man eine Sprache richtig lernen?
Grammatik muss man nicht zwingend lernen, denn wenn das Sprachverständnis da ist, wenden wir sie intuitiv an. In unserer Muttersprache machen wir uns keine Gedanken darüber, warum wir die Wörter manchmal verändern oder einen Satz umstellen. Wir tun es einfach. Das Gefühl für die Sprache ist da, und in der Schule sollen wir dann das „Warum?“ für die Sprache lernen. Aber gesprochen und verstanden haben wir sie schon vorher.
Wenn man eine Sprache lernt, dann sollte man das Verständnis, das Gefühl für die Sprache bekommen. Und um dieses Sprachgefühl zubekommen, braucht man weder Grammatik noch Vokabeln auswendig zu lernen. Das Gefühl für die Muttersprache entsteht dadurch, das wir ständig von der Sprache umgeben sind, das Hörverstehen und dann das Sprechen durch die Nachahmung.
Wie könnte ein nachhaltiges Sprachenlernen in der Schule aussehen?
Wie schon erwähnt, lernt man eine Sprache teilweise schon dadurch, das man sich mit ihr umgibt. Das heißt nicht, dass Schüler die Sprache sofort lernen, wenn man ausschließlich auf Englisch mit ihnen spricht. Viel mehr sollte man damit anfangen, bestimmte Texte in der Sprache einmal zu hören, dann jedes Wort verstehen, also eine wortwörtliche Übersetzung anfertigen. Und dann den gleichen Text mehrmals wiederholt zu hören und aktiv zuhören.
Im Unterricht könnte das so umgesetzt werden:
Die Schüler bekommen nicht zu kurze und nicht zulange Audios (oder Videos), die sie für sich hören können. Dann sollten sie das Gehörte verstehen, dazu könnte man ihnen den gehörten Text schriftlich geben. Unter diesem Text können sie Wort für Wort die Übersetzung schreiben. Dann wird das Gehörte wiederholt und mit dem Text verstanden. Ein Text, der beim Hörverstehen hilft, kann wie folgt aussehen:
Wie man sieht, wirkt eine Wort-zu-Wort-Übersetzung komisch und vielleicht lustig, aber man bekommt ein Gefühl für den Aufbau der Sprache.
Vier Schritte zum Lernen einer Sprache
1. Gehörtes übersetzen und aktive verstehen
Der erste Schritt, eine Sprache nachhaltig zu lernen, besteht darin, ein Hörverständnis zubekommen. Den Schülern werden mehrere Texte und Audios gegeben, die sie verstehen sollen. Die ersten Versuche sind anstrengend, und es ist oft schwierig, die einzelnen Wörter schnell genug mit dem Text abzugleichen, um sie zu verstehen.
3. Passives Hören
Mit dem nächsten Schritt wird das verstandene Gehörte passiv gehört. Im Alltag sind wir ständig von Gesprächen umgeben, manchmal hören wir aktiv oder nur indirekt zu. Was wir wahrscheinlich nicht wissen ist, dass unser Unterbewusstsein das Sprachverständnis weiter ausprägt.Einen Audio einfach beim lernen, kochen, lesen oder bei einer anderen Tätigkeit laufen zulassen, könnte eine angenehmere Hausaufgabe sein, als die Einprägung von Vokabeln.
4. Nachahmen
Der letzte Schritt verfeinert das Gefühl des Sprechens der Sprache: Wir ahmen nach. Bei den Texte und Audios, die wir aktiv und passiv gehört haben, sprechen wir mit. Schüler können also mit Kopfhörern im Chor den Audio nachsprechen. Es dauert lange, die Laute richtig bilden zu können. Aber bei ständigem Nachsprechen und Korrigieren sind wir am Ende von uns selbst überrascht, wie wir die Wörter aussprechen und verstehen, und das, ohne viel nachzudenken.
Die Birkenbihl-Methode
Dieses sind die Lernwege der Birkenbihl-Methode. Vera Birkenbihl hat sich „dem gehirngerechten Lernen“ gewidmet und unter anderem die vorgestellte Sprachlernmethode entworfen. In vielen Lerngruppen und auch Schulen wird ihre Methode angewendet. Laut ihrer eigenen Aussage ist es je nach Sprache möglich, diese innerhalb von ein paar Monaten zu erlernen. Warum also sollte die Methode nicht auch in anderen Schulen umgesetzt werden?
Der Sprachenunterricht könnte mit dieser Methode viel nachhaltiger aufgebaut sein. Wenn die Schüler dann Englisch sprechen müssten, könnten sie antworten, als hätten sie die Sprache schon seit Ewigkeiten gesprochen. Und unser Gegenüber wäre erstaunt.
Wer Interesse bekommen hat, kann die Methode einfach mal ausprobieren, um zum Beispiel K-Dramas ohne Untertitel schauen zu können.
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